Das Boot

Lothar-Günther Buchheim

Das Boot erzählt die unglaubliche Geschichte des U-Bootes U96 und seiner den Elementen und dem Irrsinn des Krieges ausgelieferten Besatzung. Mit Melvillescher Besessenheit und Mailerscher Härte entwirft Lothar-Günther Buchheim das Schattenreich des U-Boot-Krieges. Das Boot ist die Saga einer Odyssee auf Befehl: ein Dokument, ein wuchtiges Abenteuer und zugleich eine bedeutende literarische Leistung.

 

Gesprochen von Dietmar Bär
Genre: Belletristik
2 CDs, gekürzte, leicht inszenierte Lesung
Laufzeit ca. 910 Min.
ISBN 978-3-8371-0474-5
November 2010

 

Im Herbst 1941 bereitet sich die Mannschaft der U96 im von deutschen Truppen besetzten Hafen von St. Nazaire auf den nächsten Einsatz vor: an Bord sind 50 mehr oder weniger vom Sinn des Krieges und dem Nationalsozialismus überzeugte junge Männer, ihr charismatischer Kommandant – im Buch nur „Der Alte“ genannt -, und ein junger Kriegsberichterstatter: Lothar-Günther Buchheim. Nach einer schier endlosen Periode erzwungener Untätigkeit – von Buchheim „Gammelfahrt“ genannt – und einem Sturm, der das Boot wochenlang auf ermüdendem Schaukelkurs hält, gelingt es der Besatzung schließlich, zu einem Geleitzug vorzustoßen und drei Schiffe zu versenken. Nach der Hölle anschließender Wasserbombenverfolgungen durch britische Zerstörer sieht die Besatzung allerdings auch die Folgen ihres eigenen Angriffs. Sie kreuzen nach dem Auftauchen durch ein Meer von Wrackteilen, Sterbenden und Leichen wie durch eine Szene aus Dantes Inferno. Der Krieg ist mehr als die Summe todbringender Befehle.

Während des anschließenden Rückmarsches nach St. Nazaire wird das Boot in den spanischen Hafen von Vigo umgeleitet, wo Treibstoff und Torpedos nachgeladen werden. In Vigo erhält der Kommandant Befehl, durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer vorzustoßen. Das gewagte Unternehmen aber mißlingt: nach einem Bombentreffer sinkt das Boot in der Nähe der Küste und sackt bis in 290 Meter Tiefe auf den Grund. Dort gelingt es der Besatzung mit letzter Kraft, das beschädigte Boot soweit wieder instand zu setzen, dass es auftauchen kann und mit Schleichfahrt und viel Glück durch die Biskaya zurück nach La Rochelle findet…

Buchheim schildert in einer hochdramatischen, detailversessenen und höchst literarischen Sprache, unter welchen Bedingungen das Leben im „Stahlsarg“ der U-Boote ablief. Seine Schilderungen sind gezeichnet von höchster Sensibilität für das Menschliche in einer von verbogener Übermenschlichkeit gezeichneten Situation. Niemand vor oder nach ihm hat je so eindringlich den Irrsinn des Krieges herausgestellt – und ist dabei so authentisch geblieben. Es war ein Glücksfall für die Literatur, daß Buchheim von der Reportage kommend sein literarisches Werk geschrieben hat. Vorwürfe, er habe sich nicht genügend vom Krieg und vom Nationalsozialismus distanziert und ein Werk geschrieben, daß „soldatische und mannhafte Tugenden“ ausschmücke, wurden in der Folge eine Spezialität der Literaturkritik, die Bücher nicht liest, wenn sie wertet. Seriöse Kritik attestierte Buchheim, den „herausragenden deutschen Roman über den zweiten Weltkrieg“ geschrieben zu haben (DER SPIEGEL). Ein Kritiker des Süddeutschen Rundfunks sagte: „Man begegnet hier allein dem Meer, der Technik, dem Krieg und den Menschen, die mit allen dreien fertig werden müssen. Die Intensität, mit der diese Wirklichkeit beschworen wird, enthält jedoch mehr Wucht der Anklage, als sie jeder direkten Polemik möglich wäre.“ Und in der ZEIT hieß es: „Pliviers »Stalingrad«, anders angelegt, anders gedacht, darf solches Urteil nicht verstellen: Lothar-Günther Buchheim hat den bislang besten deutschen Roman von der Front des Zweiten Weltkriegs geschrieben, den ersten, der gültig ist, und Einwände, dass der Krieg, so oder so, kein Thema mehr sei, sind vom Schreibtisch gewischt, vom Biertisch ebenfalls.“